Samstag, 1. April 2017

Jetzt wirds mal ernst

Namaskarman meine Damen und Herren,
nach meinen letzten Beiträgen zu meinem Leben in Amaravati und der ein oder anderen Reise, möchte ich das Selbstbezogene etwas in den Hintergrund stellen um Sie über gewisse andere Sachen zu informieren. Wer sich also näher nach meinem Gemütszustand erkundigen möchte, sollte mich lieber persönlich kontaktieren und sich jetzt nicht allzu viel erhoffen.
Nun denn würde ich trotzdem kurz was zu meinen Erlebnissen der letzten zwei Monate sagen, ohne großartig darauf einzugehen. Wie ich schon im letzten Artikel erwähnt habe, war ich Anfang Februar auf dem Zwischenseminar in Tiruchirapalli (kurz Trichy). Dort trafen sich alle derzeitigen MaZler in Indien um sich nicht nur über ihre Erfahrungen und Erlebnisse auszutauschen, sondern auch durch Treffen mit indischen Studenten und Professoren sein kulturelles Verständnis zu vertiefen oder vielleicht auch zu hinterfragen, man weiß ja nie. Ich persönlich habe das Seminar als sehr wertvoll erlebt, da ich daraus viel Motivation für die kommenden Monate schöpfen konnte und es einfach mal wieder gut war, in einer Gemeinschaft zu leben, die aus dem gleichen Kulturkreis kommt. Höhepunkt war der "deutsche Abend", an dem ich gemütlich-am-Bier-nippend Grillmeister spielen durfte, wie es sich auch gehört ;)
Nach dieser phänomenalen Überleitung, würde ich gerne mit dem Teil anfangen, in dem Tacheles gesprochen wird. Das ganze wird, wegen der Länge, in drei Posts aufgeteilt. Die ersten beiden Posts werden keine Bilder enthalten, der dritte ist dafür aber ein purer Bilderpost, der ohne große Worte meine letzten zwei Monate beschreibt.

Ich bitte Sie sich für das Nachfolgende wirklich Zeit zu nehmen und nicht einfach unkonzentriert zu überfliegen, um das darin Geschriebene auch wirklich nachzuvollziehen.

Zu aller erst möchte ich allgemein zu dem ganzen "weltwärts"-Projekt Stellung nehmen. Vor meiner Ausreise fragten mich viele Leute Ähnliches wie: "Wieso machst du das eigentlich?","Wieso Indien, da ist es doch dreckig wie Scheiße" oder den Klassiker  "Du gehst dorthin um zu helfen oder?". Um das Ganze zu verstehen, darf man "weltwärts" weder als Entwicklungsarbeit noch als "Ein-Jahr-im-Ausland-chillen" sehen. Als Außenstehender sieht man "weltwärts" vermutlich als komplett egoistischen Dienst an. "Der Staat sponsert diesen jungen Knaben, damit er es sich ein Jahr lang, ohne was zu zahlen, im Ausland gemütlich machen kann und dann fragt der mich noch nach Spenden? Der spinnt doch, da kommt ja kein Pfennig bei den Leuten vor Ort an, die das Geld wirklich brauchen", mag sich Mancher gedacht haben.
Ja, im Grunde wirkt das Ganze recht egoistisch, denn um ehrlich zu sein ist es eher ein Dienst für mich selbst, statt für die Menschen vor Ort. Man könnte es ganz einfach als "Stärkung der Persönlichkeit" oder "Aneignung und besseres Verständnis von Werten wie Toleranz und Akzeptanz" ausdrücken, als was ich es zunächst auch beschrieben habe. Wobei das auch nur kurze und oberflächliche Erklärungen sind, mit denen manch einer nichts anzufangen weiß bzw. die Tiefgründigkeit dessen nicht versteht. Ich konnte mir am Anfang meines Einsatzes auch nichts Genaueres darunter vorstellen, bis ich es eben im Laufe der Zeit am eigenen Leibe erfahren habe.
Um es Ihnen ein kleines Stück näher zu bringen, möchte ich Sie dazu auffordern, sich folgendes Szenario vorzustellen:

Sie kommen in ein fremdes Land, dessen Kultur sich komplett von unserer unterscheidet und müssen nun ein Jahr lang mit den Leuten vor Ort zusammenleben. Was heißt nun andere Kultur? Sie fängt bei ganz oberflächlichen Sachen wie Kleidung, Essen oder Sprache an und reicht bis hin zum allgemeinen Denken, Handeln und Werteverständnis (Was oftmals viele vergessen).
Jetzt stehen Sie vor der Wahl ob Sie dem Ganzen offen gegenüber treten, oder an Ihrer gewohnten Kultur verharren.

Wählen Sie Option zwei, isolieren Sie sich selber von der Gemeinschaft, die demzufolge auch den Kontakt mit Ihnen meiden wird, wodurch Sie schließlich in die Einsamkeit und am Ende auch in die Verzweiflung rutschen. Die Schuld daran schieben Sie ganz einfach den Leuten vor Ort in die Schuhe, da Ihr Verständnis ja das "richtige" und das der Anderen das "falsche" ist. So kehren Sie dann, wenn überhaupt nicht früher, nach einem Jahr in die Heimat zurück. Was haben Sie gelernt? Dass Menschen aus anderen Kulturkreisen sich wie Hinterwäldler verhalten und selber schuld an ihrer jetzigen Lage sind? Dass die eigene Kultur das einzig Wahre ist?-Wo bleibt da die Selbstreflexion?

Nun wählen Sie Option eins, Sie lassen sich auf das Leben in einer fremden Kultur ein und versuchen durch das Mitleben in ihr, sie gewissermaßen zu verstehen. Damit ist nicht gemeint, dass wenn man jeden Tag Reis isst und sich dem Kleidungsstil anpasst, zum Kulturversteher wird. Man sollte sich der Gemeinschaft öffnen, mit ihr interagieren, um so die Prozesse nachzuvollziehen und zu erfahren wieso es so ist, wie es ist. Durch das Eintauchen in die anfangs fremde Kultur öffnen sich neue Wege für einen Selbst, seien es neu geschlossene Freundschaften oder neu erworbene Fähigkeiten, dabei ist es aber vor allem wichtig sich selbst zu reflektieren bzw. auch seine Kultur zu hinterfragen um so persönlich daran zu wachsen. Selbstverständlich sollte man dabei seine eigene Kultur nicht komplett aufgeben, schließlich ist sie tief in uns verankert und hat uns unter anderem zu dem gemacht, was wir heute sind. Auf dem Weg werden immer wieder Konflikte entstehen, seien es zwischenmenschliche oder Sachen die man einfach nicht akzeptieren kann, jedoch ist es in solchen Situationen am wichtigsten, das Problem erst mal bei sich selbst zu suchen, anstatt es dem anderen anzuhängen. Lebt man nach diesem Prinzip, kann dieses Jahr eine der angenehmsten, intensivsten und lehrreichsten Erfahrungen für sein späteres Leben werden. Besonders bei jungen Erwachsenen, die noch ein langes Leben vor sich haben und nun langsam in die Erwachsenenwelt eintauchen.

Nachdem ich Ihnen, mit meinem kleinem Gedankenausflug eines der Hauptziele des "weltwärts"-Programms näher gebracht habe, stellt sich nun die Frage, inwiefern sich der Freiwillige, mit seinen erworbenen Eigenschaften, am Wandel der Gesellschaft beteiligen kann.

In den heutigen Zeiten der Globalisierung, in denen die westliche Kultur auf dem Vormarsch ist und Geld eine immer wichtigere Rolle im Leben der Menschen spielt, sollte es Menschen geben, die dank ihrer Erfahrungen im interkulturellen Konflikt als Verständiger  auftreten, um so weiteren Spannungen vorzubeugen. Besonders im Anbetracht der derzeitigen Lage in Deutschland. Die letzten Jahre waren geprägt von Flüchtlingsströmen aus Krisengebieten wie Syrien oder Afghanistan, insgesamt kamen knapp 1,09 Flüchtlinge nach Deutschland. Die Lage hat sich dank verschiedener Abkommen wie z.B. mit der Türkei beruhigt, jedoch ist das auch keine Langzeitlösung die Menschen einfach in Lagern außerhalb der EU zu sammeln. Konzentriert man sich jetzt aber mal nur auf die Lage in Deutschland, wird einem sehr schnell klar, dass die Integration der Abertausenden von Menschen, ein doch sehr heikles Thema, mit ausgesprochen viel Konfliktpotenzial ist. Zwar können Politiker Lösungsansätze ausarbeiten, die Ausführung dieser Aufgabe liegt dann aber doch in der Hand der deutschen Gesellschaft. Hier tritt der Freiwillige als Verständiger zwischen beider Parteien auf, um auf der einen Seite den Menschen den Einstieg in die neue Kultur zu erleichtern und auf der Anderen einer polarisierenden Gesellschaft entgegenzuwirken.

Jetzt wids mal ernst - Part 2

–Fortsetzung-
Sie dürfen mich auf jeden Fall nicht falsch verstehen, dass die persönliche Entwicklung des Freiwilligen das einzige Ziel des weltwärts-Dienstes ist. Ein anderer Grundgedanke des Projekts ist das sogenannte "Brücken bauen" bzw. voneinander lernen. An dieser Stelle würde ich den Aspekt des "Helfens" bzw. "Veränderns" nochmals gerne aufgreifen und Sie fragen, inwiefern ich als 19 Jähriger Abiturient, mit geringem Wissen über die Verhältnisse vor Ort, dazu qualifiziert bin, etwas zu verändern bzw. im welchem Sinne die Leute auf meine Hilfe angewiesen sind? Ich befinde mich weder im einem Kriegsgebiet, noch mangelt es den Menschen hier an lebensnotwendigen Ressourcen, Wohnräumen und Bildungseinrichtungen (die auch ohne die Hilfe eines Freiwilligen auskommen müssen). Macht das also den ganzen Einsatz vollkommen wertlos, wenn hier keine Hilfe gebraucht wird? In erster Linie muss man das so sehen, dass die Menschen hier sich alles, entsprechend den Verhältnissen, selber erbaut haben und dies nun auch alles ohne fremde Hilfe laufen muss. Eine Abhängigkeit gegenüber anderen Ländern, Firmen oder Organisationen würde dem Entwicklungsprozess sicher nicht zu Gute kommen. Wieso, kann sich wohl jeder selber erklären. Meine Funktion bei der ganzen Sache ist es als "Plus" zu fungieren, also meine Fähigkeiten in den Prozess mit einzubeziehen, um so Impulse in verschiedene Richtungen zu geben, die vielleicht noch nicht bekannt waren. Genau das Gleiche findet auch andersrum statt, indem ich neue Eindrücke gewinne, die mir bisher noch komplett unbekannt waren.
Dazu einige Beispiele:
Es ist zwar offiziell verboten, viele Schulen halten sich jedoch nicht daran: das Schlagen der Schüler als Bestrafung. Anfangs versuchte ich es einfach hinzunehmen und redete mir ein, dass die Lehrer schon wüssten wie sie die Klasse am besten unter Kontrolle bringen. Zur Verteidigung der Lehrer muss ich dazu sagen, dass auch sie mit dem System aufgewachsen sind und dementsprechend kein anderes kennen. Selbstverständlich macht es ihnen auch keinen Spaß ihre Schüler zu schlagen, es ist eben der einfachste Weg alle schnell ruhig zu kriegen. Zugegeben machte es auch erst mal den Eindruck, die einzige Möglichkeit zu sein, sich Respekt zu verschaffen und die Klasse kontrolliert zu unterrichten. Ich war dennoch von Anfang an dagegen und versuchte es mit alternativen Methoden, die uns auch in Deutschland bekannt sind. Strafarbeiten, vor die Tür, persönliche Gespräche etc. Das kombinierte ich dann mit einem fordernden Unterricht, an dem sich alle Schüler beteiligen sollten, damit die Inhalte auch wirklich jeden erreichen. Und voila, das Rezept, ohne Schlagen zu unterrichten, war gefunden. Dazu kommt auch viel mehr Lehrstoff bei den Schülern an, da sie im Gegensatz zum langweiligen Frontalunterricht, endlich mal richtig gefordert werden. Schnell sprach es sich im Kollegium rum, während mich einige kritisch beäugten, kam der Großteil der Lehrer doch interessiert auf mich zu, um sich Tipps zu diesem bisher noch unbekanntem Format abzustauben. Vielleicht wird es mal ganz an der Schule übernommen, wer weiß...

Oder sei es das Skaten, von dem viele hier noch nie was gehört haben (an dieser Stelle Grüße raus an die Sk8-Community). Die einzig bekannte Art des Skatens hier ist das "Bladen" also das Rollschuhfahren, das durfte ich natürlich nicht einfach so auf mir sitzen lassen. Da es anfangs sehr schwer war, einer großen Gruppe mit nur einem Skateboard, etwas beizubringen, fiel die ganze Sache voreilig aufs Eis. Mit der Zeit fand sich aber ein Schüler der 8. Klasse, der regelrecht davon fasziniert war und es unbedingt lernen wollte. Trotz Zeit und Platzmangel kam es dann doch endlich zum Skate-Unterricht, der nun schon seit knapp 3 Monaten stattfindet, und das mit großen Erfolgen ( der FS180 sitzt bald). Nach Beendigung meines Einsatzes hinterlasse ich ihm auch mein Board, damit er fleißig weiterüben kann und hoffentlich weitere Personen dazu inspiriert.
Um nicht den Eindruck zu erwecken, dass ich nur gelehrt habe sondern auch gelernt, noch ein kleines Beispiel:
Indien ist ein extrem religiöses Land, wenn nicht sogar das Religiöseste überhaupt. Keine Religion zu haben bzw. an keinen Gott zu glauben, gilt hier als Undenkbar. Die größte Gruppe bildet hierbei der Hinduismus mit knapp 80 %, gefolgt vom Islam mit 13 % und dem Christentum mit 3 %. Während man vielleicht aus den Medien etwas über den Hindu-Nationalismus gelesen hat, der repressiv versucht gegen andere Religionen (vor allem Islam) vorzugehen, spiegelt das natürlich keineswegs die Meinung des allgemeinen Volkes wieder. Zugegeben findet eine Unterdrückung statt, dies aber hauptsächlich in Nord-Indien und wenn auch nur in wenigen Gebieten. Der Süden ist in der Hinsicht viel aufgeschlossener. So ist die Toleranz auch viel größer. Religiöse Feste werden von Gläubigen jeder Religion zusammengefeiert, so z.B Diwali, an dem alle abends auf die Straße gingen um zusammen zu böllern. Jesus gilt für viele Hindus auch als Hindu-Gott, bei den Moslems wird er als Prophet verehrt. Oder schon um 5.00 Uhr morgens, wenn der Muezzin über voll aufgedrehte Lautsprecher aus dem nächstgelegenem Minarett zum Gebet ausruft und nicht sofort eine wütende Menschenmasse erscheint, die ihn auffordert gefälligst leise zu sein. Der Grundgedanke ist eben der, dass alle durch ihren Glauben an etwas Höheres zusammen verbunden sind, es gibt kein richtig oder falsch.
Da man im Alltag ständig mit religiösen Dingen konfrontiert wird, bleibt einem nichts anderes übrig als sich darauf einzulassen. Und das ist auch gut so! Für mich eine unglaubliche Lektion in Sachen Toleranz.

Um langsam zum Schluss zu kommen, würde ich noch über eine Aufgabe von mir berichten, die mir persönlich am wichtigsten erscheint. Und zwar ist es das gemeinsame Leben mit den Hosteljungs. Ich lebe hier ja mit zwei Fathern, einem Brother und den Jungs auf einem Gelände. Derzeit sind es ca. 40 im Alter von 10-16 Jahren, die Meisten aus sehr ärmlichen Verhältnissen. Unter ihnen befinden sich auch zwei Waisen. Zwar verstehen sich die Jungs sehr gut miteinander und albern auch viel zusammen rum, allerdings merkte ich im Laufe der Zeit immer mehr, dass ihnen etwas fehlt. Die liebenden Eltern, die ihnen die nötige Aufmerksamkeit schenken, zur Seite stehen und ihnen das Gefühl vermitteln "gebraucht zu werden". Einige bekommen sonntags Besuch von ihren Eltern, so richtig nach Hause können sie dann aber nur über die Ferien, von denen es hier, bis auf die zwei Monate Sommerferien, nicht all zu viel gibt. Auch darauf freut sich nicht jeder, da einige aus Krisenfamilien kommen, bei denen nicht alles so harmonisch abläuft, wie man es sich gerne vorstellen möchte. Von den Fathers können sie auch keine Zuwendung erwarten, die vermitteln ihnen eher das Gefühl nutzlos zu sein und alles falsch zu machen. Sie sehen eben nicht, dass es noch Kinder sind. Kinder die lieber spielen wollen, statt den ganzen Tag zu lernen, Kinder die einfach mal Kind sein wollen ohne sofort bestraft zu werden. Besonders in der Schule merke ich, wie sich diese fehlende Zuneigung auf die Jungs auswirkt. Viele sind im negativen Sinne sehr auffallend, ständig in Streit verwickelt, Konzentrationsschwächen und dementsprechend auch schlechte Noten oder zum Teil völlig von der Klasse isoliert.
Deshalb versuche ich gewissermaßen in die Rolle des großen Bruders zu schlüpfen, um den Jungs die gebrauchte Aufmerksamkeit zu schenken, ihnen in schweren Zeiten beizustehen oder auch manchmal aus der Patsche zu helfen. Dabei darf man aber nicht zu viel Nettigkeit zeigen, da sonst alles nach Hinten losgehen würde. Die Jungs hätten keinen Respekt vor mir, würden mich nicht ernst nehmen, bzw. einfach schamlos ausnutzen. Deshalb darf man seine Strenge auf keine Fall verlieren, da Respekt in solchen Sachen eine essenzielle Rolle spielt. Dazu kommt, dass es bei einer Gruppe von 40 sehr schwer ist, sich auf jeden individuell einzustellen und alle im gleichen Maße zu behandeln, damit es zu keiner Eifersucht kommt. Steht man ihnen aber zu nah, stellt das auch ein Problem dar. Schließlich endet meine Zeit hier auch irgendwann, sind sie dann zu sehr emotional an mich gebunden, werden sie eine weitere Enttäuschung erleben, wenn ich nicht mehr da bin.
Ich sehe meine Aufgabe keineswegs darin, ihre Eltern zu ersetzen oder sie zu ordentlicheren Menschen umzuerziehen, eher darin, ihnen das Leben im Hostel erträglicher zu machen und was auf den Weg mitzugeben. Metaphorisch gesehen, versuche ich ihnen einen Samen in den Kopf zu pflanzen, der mit der Zeit wächst und in Zukunft vielleicht mal zu einer Frucht anreift. Wie der Prozess abläuft, entscheiden ganz und alleine die Kinder. 

Eine andere Sache für die ich mich im Moment stark mache, ist die Organisation eines Patenschaftsprojektes für die im Kinderheim lebenden Kinder, von dem ich mal berichtet habe. Die Familie von einem Freund von mir, leitet in einem kleinen Dorf außerhalb Amaravathi, ein Kinderheim für Waisen- und Halbwaisenkinder. Insgesamt leben dort 14 Kinder, Jungs und Mädels im Alter von 8-12 Jahren. Da alle aus Feldarbeiterfamilien abstammen, finden sie bei Familienangehörigen keine Obhut, weil diese fast den ganzen Tag auf dem Feld arbeiten müssen und keine Zeit bzw. auch kein Geld haben um ihre Erziehung zu finanzieren. Zu Besuch kommt es glücklicherweise auch manchmal, dann aber auch nur am Sonntag oder anderen freien Tagen, schließlich haben die zugehörigen Tanten und Onkel auch ihre eigenen Kinder. 
Zwar gehe ich mit der Mutter meines Freundes, ab und zu mal mit um mit den Kindern zu spielen, was sich dann oftmals aber, dank der Sprachbarriere, als nicht so leicht rausstellt. Weil ich in der ganzen Sache allerdings mehr Potenzial sehe, bin ich derzeit auf der Suche nach Patenschaftsfamilien, die sich dazu bereit erklären würden, den Kindern etwas unter die Arme zu greifen und sie in ihr Familienleben mit einzubeziehen. Sei es durch regelmäßig stattfindende Treffen, an denen man z.B zusammen lernt, Einladungen zum Mittagessen am Wochenende oder gemeinsamen Familienausflügen. Denn schließlich ist es das Familienleben, das den Kinder besondere Werte vermittelt und essenziell wichtig für ihre Entwicklung und mentale Gesundheit ist.

Zu guter Letzt, würde ich mich an Sie mit einer besonderen Bitte richten. Nachdem ich Ihnen mein Projekt bzw. den Sinn hinter dieser Art von Freiwilligendienst, hoffentlich detailliert genug näher gebracht habe, wäre ich Ihnen außerordentlich dankbar, wenn sie mir eine kleine Spende da lassen würden. Um diesen Dienst auszuführen bzw. auch in Zukunft anbieten zu können, ist die finanzielle Unterstützung von ungeheurem Wert für dessen Fortbestand, da das Projekt eben auch auf Spenden basiert ist. Diese werden vor allem dazu benötigt, um meine Entsendeorganisation finanziell zu entlasten, die die Kosten für meine Vorbereitung (die ich als extrem wertvoll erlebt habe und mir das Einleben vor Ort im großen Sinne erleichtert hat), Unterkunft und Versorgung vor Ort, stellt. 
Mir ist bewusst, dass den größten Teil der Leser meine Freunde und Bekannte ausmachen. Ich weiß, dass ihr alle zum Teil nicht erwerbstätige Schüler oder Studenten seid und nicht das größte Vermögen besitzt, doch auch ihr geht am Wochenende raus und gebt ab und zu die ein oder anderen Summen für Klamotten etc. aus. Besonders euch würde ich bitten, vielleicht einfach mal aufs Saufen oder das neue Paar Schuhe zu verzichten und mir diesen Betrag gönnen. Schließlich ist es keine riesen Bitte von meiner Seite aus, wenn ihr zurückdenkt, für was ihr in der Vergangenheit so euer Geld ausgegeben habt, einfach mal mit einer Spende etwas Gutes zu tun. Vor meiner Ausreise hab ich es wahrscheinlich nicht deutlich genug gezeigt, wie wichtig mir diese Angelegenheit ist, doch nun wisst ihr ja Bescheid. Auch wenn es nur 5 oder 10 Euro sind, Spende ist Spende und würde mir unglaublich weiterhelfen!

Überweisen Sie einfach einen Betrag den Sie/ihr als richtig erachten auf folgendes Konto:
Kongregation der Pallottinerinnen/MaZ
Bank: Liga Bank München/Regensburg
IBAN: DE52 7509 0300 0102 1839 35
BIC: GENODEF1M05
Verwendungszweck: 203567 (für Spendenquittung bitte Adresse angeben)

Mittwoch, 18. Januar 2017

Unterwegs im Süden

So  meine lieben BlogleserInnen, es wird mal wieder Zeit für den monatlichen Blogeintrag. Ich hoffe Sie hatten eine besinnliche Weihnachts/Hannukazeit und einen guten Start ins neue Jahr.
Natürlich ist in letzter Zeit wieder einiges passiert, von dem ich jetzt gerne etwas berichten würde. Zu aller erst, fing der Monat mit meinem Geburtstag an. Dieser lief allerdings nicht so wie geplant ab. Eigentlich war geplant die Spendierhosen anzuziehen und mit den Jungs bei einem schönen Festmahl zusammen zu feiern. Dies passierte zwar, aber nicht auf meine Kosten und auch nicht in dem geplanten Maße. Und wieso? Das ist ganz einfach, es gab kein Geld. Es war quasi unmöglich an Geld zukommen, dafür müsste 50 km nach Vijayawada fahren, 2 Stunden in einer Schlange warten um sage und schreibe ganze 30 Euro abzuheben. Im Amaravathi und Umgebung funktionierten die Geldautomaten nicht mehr, seit die Regierung mit der brillanten Idee kam die Scheine zu wechseln um `´Schwarzgeld abzuschaffen, um so den Armen zu helfen`´. Dieser Move ging aber komplett nach hinten los, es war eher eine Katastrophe für die ärmere Bevölkerung, statt der geplanten Verbesserung. Mittlerweile ist die Lage schon ein bisschen besser, aber noch nicht wie gewünscht. Nun denn, ich hatte kein Geld und bat Father Joji um mir das Geld vorzustrecken, er hatte wie erwartet auch Geld Probleme. Doch er hatte noch etwas zurückgelegtes Geld, von dem er mir einen Teil lieh, worüber ich extrem glücklich war. Sonst wäre die geplante Feier ein kompletter Flopp. Es gab statt den geplannten 8 kg Hähnchen nur 3 und keine Softgetränke. Im Nachhinein erfuhr ich dann, dass das Lehrerkollegium beleidigt war, da man normalerweise am Geburtstag immer Süßigkeiten verteilt, obwohl ich ihnen etliche Male erklärt habe, dass ich schon seit längerer Zeit nichtmal einen Groschen habe. Das hab ich dann aber bei meiner Rückkehr aus dem Urlaub wieder gutgemacht. Vergleichend zu meinen Geburtstagen in Deutschland ist der 19te eher lasch ausgefallen, war aber trotzdem ganz lustig. Man kann ja nicht alles haben, sagte glaub ich mal ein sehr weiser Mann oder so.
So nun etwas zu meinem langersehnten Urlaub. Ich war ja schon vier Monate, bis auf die zwei Wochen in Vijayawada, in Amaravathi und das Verlangen nach Urlaub war natürlich schon groß.
Deshalb nahm ich am 17. Dezember den Zug nach Madurai (1000km von mir entfernt) um dort Leo und Christof an ihrer Einsatzstelle zu besuchen und mit ihnen Weihnachten zu feiern. War im Ganzen ein ganz lustiger Ausflug, vor allem wars mal wieder gut sich richtig auf deutsch zu unterhalten(bis auf die paar Skype-Sessions). In ihrer Nähe gabs sehr viele Hügel, weshalb wir viel Zeit mit Klettern und Wandern verbrachten. Sonst sind wir meist in die Stadt um paar Sachen anzugucken, darunter auch den berühmten Menakshi-Tempel, einen der ältesten Tempel Indiens. Dann gabs noch einen Ausflug mit der Hausbelegschaft an die Ostküste Indiens, dabei muss ich erwähnen, dass das Pallottiner Haus in Madurai bzw. die ganze Anlage echt riesig ist. Allein das Haus kann bis zu 600 Leute beherbergen. Am 24. gabs um 22 Uhr Messe, darauffolgend Essen und Bier im Fernsehraum. So sahen auch die beiden Weihnachtstage aus. Den Rest würde ich von den Bildern erzählen lassen;)
1 Nice View
Dumbo der krasse Dude



Man beachte die Mutterstatue rechts
Lag einfach so am Strand

 In der Nacht auf den 29. gings dann weiter nach Bangalore, der europäischen Hauptstadt Indiens. Schon als wir mit dem Zug in die Stadt hereingefahren sind, bemerkte man einen großen Unterschied zu dem gewohntem Indien. Es sah alles viel moderner aus, allerdings indisch angehaucht. Beispielsweise der typisch westlich aussehende Starbucks (in dem wir natürlich nicht drin waren), davor aber ein Meer von Leitungskabeln und ein löchriger Gehweg. Das nimmt man aber irgendwann nicht mehr wahr.
Also angekommen in Bangalore checkten wir erstmal in unser Appartement am Bellandur Lake ein. Es lag im 13ten Stock und man hatte wirklich eine Bombensicht auf alles in der Umgebung.  Dazu eine freibegehbare Dachterasse mit gemütlichen Sesseln und noch besserer Aussicht. Eins erstaunte uns aber schon, nämlich die nie endenden Häuser. Bis zum Horizont nicht als Häuser, so sieht eben eine 8-Millionen Stadt aus ;) Das mit freibegehbar stellte sich dann anders raus, jedoch erfuhren wir das erst am Ende, somit konnten wir sie während unserer Zeit in vollen Zügen genießen.
Als Tourist gesehen hat die Stadt wirklich wenig zu bieten (wenig kulturelle Gebäude), es ist eher das westliche Leben das die Leute anlockt. Also perfekt für uns zugeschnitten, da wir mal wieder bisschen “Westen“ wollten. So hatten wir am Mittag, der für die Besichtigung der Stadt eingeplant war, recht wenig zu tun. Der Abend sah dann aber komplett anders aus. Es gab ein Überangebot an guten Bars und Restaurants, von denen man natürlich soviel es geht auschecken wollte. Die übliche Ausgehmeile, wo man die meisten Touris antrifft, ist die Gegend um die MG-Road. In den Reisebüchern steht zwar, dass es die MG-Road ist, diese war aber gefühlt die unspektakulärste Straße, die wir gesehen haben. Über dem Kopf nur Beton (da fährt die Metro lang) und auf beiden Seiten irgendwelche uninteressanten Gebäude. So genug dazu. Unser Lieblingsviertel war bzw. ist immernoch Koramangala. Leicht erreichbar, sehr gute Ausgehmöglichkeiten, sympathische Leute, billig und vorallem ein KFC, McDonalds und Burger King auf einem Haufen. Dort verbrachten wir die meiste Zeit, da waren die Abende auch am lustigsten. Jeder Abend fing in unserer Lieblingsbar Elongos an, eine ausgesprochen perfekte Bar. Im 80er Jahre Style eingerichtet, bei guter Rock-oder Reggeamusik erstmal schön vorgeglüht. Punkt 23.30 Uhr war dann Ende, dann gings weiter ins Social, einem Club, in dem gefühlt immer nur alte Hits wie Sweat von Inner Circle liefen. Durchschnittsalter war ca. 25, womit wir immer zu den jüngsten zählten. Trotzdem war es immer mega lustig, da alle Leute wirklich abgegangen sind. Keine Ahnung ob man sowas überhaupt noch in Deutschland findet, junge Leute die zu so Musik ausrasten sind wirklich eine Rarität. 0.30 Uhr war dann Schluss, ja das Gesetz erlaubt es nur bis 1.00 Uhr offen zu haben. Länger geht’s nur noch in Goa, dort geht’s dann auch die ganze Nacht oder sogar drei Tage lang ;) Bangalore ist wenns ums Öffnungszeiten geht, im Vergleich zum Rest Indiens, sehr liberal, an den Westen kommts aber noch lang nicht ran. Also nach Schluss gings dann aufs letzte Bier um die Ecke in die sogenannte „Absturzkneipe“. Ein ganz gemütlicher Schuppen unter der Erde, der billiges Bier servierte. Dazu der einzige der in der Nähe bis 1.00 Uhr offen hatte. Im Anschluss gings dann wieder ins Appartement. So sah gefühlt jeder Abend bei uns aus. Natürlich waren wir nicht nur dort, zwei Abende verbrachten wir auf der Ausgehmeile an der MG-Road. Dort genossen wir besonders den 13th floor, eine Bar im 13ten Stock mit atemberaubendem Ausblick. Die Preise waren dementsprechend auch höher, da es schon eine gehobene Bar war, mit vorallem sehr reicher Kundschaft. Muss man sich aber auch mal geben ;)
Noch kurz was zu Silvester. Fast wäre Silvester ein kompletter Flop, das änderte sich dann aber zum lustigsten Abend unseres Aufenthalts. Dazu muss man sagen, dass wir uns Bangalore wegen der krassen Silvesterpartys ausgesucht haben. Also so stand es jedenfalls im Internet. Also 22 Uhr standen wir im MG-Road Ausgehviertel, alles komplett mit partywütiger, maskulliner Gesellschaft überfüllt. So waren auch die angesagten Clubs, in die wir wollten. Überfüllt. Gabs doch was freies, musste man ca. 70 Euro Eintritt zahlen. Absolutes Horrorszenario, da nach unserer Suche nach was Bezahlbaren es schon kurz vor 0.00 Uhr war. Also setzten wir unsere Hoffnungen auf Koramangala.
Dort sah es schon anders aus, die Straßen waren nicht überfüllt und man traf schon auf mehr feminine Gesellschaft.  Elongos geschlossen, im Social überteuerter Eintritt. Also was tun? Richtig, wir gingen zum Mc. Dort heulten wir uns bei einem Chicken -Mc - Maharaja aus. 0 Uhr gins auf die Straße, kein einziges Feuerwerk, nur junge strahlende Gesichter. Mittem im Geschehen zwei junge (nüchterne) Touris, die fast des Heulen bekommen. Als wir paar angetrunkene Leute fragten, wo man noch was Trinken kann, kam nur ein nirgendswo. Die Stimmung war am Tiefpunkt. Also machten wir uns langsam auf den nach Hause weg. Durch Zufall drehte ich mich nach links, ich weiß nicht wieso, vielleicht war es ja Gottes Zeichen. Und da war sie. In voller Pracht. Die Absturzkneipe ( wir kannten sie vor Silvester noch nicht). Sofort hineingestürmt und einen Kingfisher-Pitcher bestellt. Schon nach paar Minuten war unser Tisch voll mit betrunkenen, gesprächsfreudigen indischer Studenten. So tranken und quatschten wir bis Ladenschluss. Mit dem steigendem Pegel wurden die Gespräche immer abstrakter , der Spaß also größer. Zum kronenden Abschluss gabs dann noch ein Bier auf dem Dach einer 5stöckigen Baustelle. Wirklich gelungener Abend. Ich könnte jetzt jeden Abend im Detail beschreiben da wirklich immer was dummes passiert ist, dies will ich Ihnen, meinen lieben Bloglesern aber ersparen. Das Ausgehkonzept war im Prinzip sehr einfach, geh nach Koramangala, glüh im Elongos vor und lass dich vom Rest des Abends überraschen.

Endlich wieder BeefBurger
Das indische Empire-State Building


Krasseste Bonzen Mall UB-City
Budweiser und ne geile Sicht im 13th floor
0.00 Uhr in Koramangala





Nun bin ich wieder seit fast zwei Wochen in Amaravathi und es läuft alles wieder wie gewohnt. Am 28-31 Januar findet in der Nähe ein Sportwettbewerb statt, an dem meine Schule in den Sportarten Kabadi und Volleyball antritt. Das Volleyball-Team bereite ich im Moment darauf vor, also besteht der Großteil meiner Zeit nur aus Training. Am 9. Februar geht’s dann nach Tamil-Nadu zum Zwischenseminar, wo ich auf alle anderen Indien-MaZler treffen werde. Dann ist auch schon die Hälfte meines Auslandsjahres um und somit bahnt sich schon langsam das Ende an, wenn man beachtet wie schnell die Zeit vergeht ;)





Sonntag, 4. Dezember 2016

Advent, Advent ein Lichtlein brennt

Da ich mich schon längere Zeit nicht mehr gemeldet hab, wollte ich mal wieder ein kleines Lebenszeichen von mir geben. Natürlich hab ich in dieser Zeit auch einiges erlebt. Anfang November war ich für zwei Wochen in der Großstadt Vijaywada, wo ich in einem Priester-Seminarium mit den angehenden Fathers zusammen gelebt hab. Die Brüder waren allerdings noch am Anfang ihrer Karriere, also so zwischen 16-20 Jahren alt. Das gute dort war, zumindest für mich, dass Telugu verboten war und sie somit immer Englisch sprechen mussten. Das konnten sie dafür recht gut, vor allem die Seniors. Ich hatte eigentlich geplant vier Wochen dort zu verbringen, im Lauf der Zeit merkte ich aber, dass Amaravathi mir immer mehr fehlte. Im Seminarium unterrichtete ich die Brüder täglich für eine Stunde in Musik bzw. ich brachte ihnen einige westliche Lieder bei wie z.B Country Roads oder Somewhere over the Rainbow. Dazu begleitete ich alles mit meiner Ukulele, mit der ich mittlerweile schon gut umgehen kann. Allerdings gab es da das Problem, dass ich praktisch nie in der Stadt war, wegen der ich hauptsächlich dort hingegangen bin. Meine Studenten-Kollegen mussten sich auf Examen vorbereiten und die Brüder durften das Gelände auf keinen Fall verlassen. Deshalb saß ich den Großteil der Zeit einfach im Seminarium und machte bei den Aktivitäten der Brüder mit. Einmal war ich dann auch mit einer anderen deutschen Freiwilligen, die übers Wochenende immer in Vijayawada ist, in der Stadt unterwegs. Das war wiederum sehr entspannt, da man sich über Erlebnisse austauschen konnte und sie mir paar Spots in der Stadt gezeigt hat. Dazu haben wir auch meine langersehnte Pizza bei Dominos zum Mittag gegessen, die war aber nicht die beste.

Das Priester-Seminarium

Unterwegs in der Mall

Die Senior-Brothers, chillige Dudes
Der Benz-Circle


Adoration für den Bischof von Vijayawada

 Also gings dann am 19. zurück nach Amaravathi, der Tag an dem der College-Day gefeiert wurde. Auf der Bühne wurden Tänze und Skits aufgeführt, Reden vom Rektor und anderen Autoritäten gab es natürlich auch. Da alle aber richtig froh waren, dass ich wieder da war, hab ich den ganzen Abend mit Plaudern verbracht und hab so gut wie gar nichts vom Programm mitbekommen. War aber trotzdem ein sehr schöner Abend. Die Woche drauf stand in der Highschool Examensvorbereitung an, so bereitete ich dann die 5te und 6te Klasse auf auf einige Examen vor. Dafür durfte ich dann auch während den Prüfungen Aufseher spielen. Die Schüler dachten sich, dass es bei dem sympathischen Sportlehrer bestimmt einfach wär zu spicken und zu schummeln, aber nein, das war es nicht. Ich hab sie vorgewarnt, dass bei ich bei wiederholtem Schummeln das Blatt einfach wegnehme. Natürlich haben es einige riskiert, dafür kullerten dann die Tränchen als das Blatt plötzlich weg war ;)

Nun ist wieder alles beim Alten, der Sportunterricht hat wieder angefangen und ich muss mir nicht mehr Methoden überlegen, wie ich die Schüler bei Konzentration halten kann. Es war aber auch recht cool die Schüler im Klassenzimmer zu unterrichten, vor allem die Momente als die ganze Klasse leise war und mir zuhörte. Diese waren aber sehr selten ;)

Letzte Woche Mittwoch, haben paar College Kolleschen wegen der Hochzeit von Chutneys Schwester (Chutney ist nur ein Spitzname) die Schule geschwäntzt. Ich war auch eingeladen, so haben wir dann zusammen den Tag verbracht. Nach der Hochzeit hat sich jeder ein Bierchen gekauft, dann sind wir auf den größten Hügel (von denen es hier einige gibt) geklettert und haben es und schließlich gegönnt.

Nice View vom Hügel
Heute vorm Haus gefunden




Mit Flip Flops klettern kann man auch mal machen













Mittwoch ist mein 19ter Geburtstag, den werde ich hier zusammen mit den Hostel-Boys feiern. Ich kümmer mich ums Abendessen, also ich koch Chicken-Biryani, das wohl beliebteste Gericht hier. Das wärs dann auch. So richtig gefeiert wird dann an Silvester in Bangalore mit Leo und Christof. Am 17. mach ich mich auf den Weg nach Madurai zu den zweien. Dort werden wir zusammen Weihnachten feiern, am 28. gehts weiter nach Bangalore.

Abschließend möchte ich noch allen einen schönen 2. Advent und eine besinnliche Weihnachtszeit wünschen!





Sonntag, 23. Oktober 2016

Wird immer mehr HD

Sodele, ich meld mich mal wieder zurück. Allerdings nicht mit der gleichen Motivation alles im Detail zu berichten wie anfangs, sieht man ja aber auch an den anderen MaZ-Blogs.
Also erstmal zur Beruhigung der Gemüter, ich fühle mich schon hier quasi oder auch nicht quasi wie Zuhause ;) Das Problem mit dem Rausgehen hab ich ganz einfach gelöst. Jedoch erinnere ich mich nicht mehr wie ich das gemacht hab. Vielleicht ist das Bedürfnis einfach ausgestorben, immerhin hab ich seit einundhalb Monaten das Dorf nicht großartig verlassen, oder es liegt einfach daran, dass ich jetzt einfach ins Zentrum geh wenn ich Bock hab. Solange ich um 20.30 Uhr zum Abendessen da bin, ist es kein Problem. Ich kenn auch schon die Spots wo sich die einzelnen Freundeskreise nach der Schule aufhalten. Da ich schon paar mal nach der Schule zum Chillen mitgegangen bin und ich die meisten Gruppen durchgecheckt hab, chill ich jetzt am liebsten mit den Junior-MPC-Leuten (Mathe-Physik-Chemie-Kurs) am Museum. Das sieht dann meistens so aus, dass paar einfach auf ihre Handys glotzen und was zocken und die anderen sich mit mir unterhalten. Das ist immer sehr lustig, da es immer daraus hinausläuft, dass wir Riadz auslachen, weil er mal wieder bei nem Mädchen verschissen hat. Im Prinzip muss ich nur aus dem Gelände rauslaufen und treff schon noch paar Sekunden auf jemanden den ich kenne und kann mich dann einfach ihm anschließen. Also ja mit dem Rausgehen ist jetzt alles easy.
In der Schule bleib ich jetzt immer bis Schulschluss, da ich in der letzten Schulstunde nicht unterrichte und somit mit den älteren Klassen die grade Sport haben zusammen Kabaddi spielen kann. Wenn ich Bock hab bleib ich auch noch nach Schulschluss um weiterzuspielen oder fahr ne Runde mit dem Schulbus mit, der Kinder in die umliegenden Dörfer bringt. Das hab ich allerdings erst vor zwei Wochen für mich entdeckt, ist aber immer wieder schön, einfach die Natur zu betrachten und nachdem alle Kinder zu Hause sind, eine Coke mit dem Busfahrer zu trinken. Mit den Lehrern versteh ich mich auch immer besser.
Ja was kann man noch sagen.. Es ist halt so, dass am Anfang alle so neu und besonders war, quasi immer erste Male, das flacht aber immer mehr ab, dementsprechend auch das Mitteilungsbedürfnis.

Also letzte Woche wurde ich auf ne Hochzeit eingeladen. Nach einer zweistündigen Messe trafen sich die 900 Gäste zusammen zum Essen. Dafür gabs fünf riesen Tische, an denen man essen konnte. Das war jedoch auch nicht so angenehm, da man sobald mit Essen fertig war, aufstehen musste um den Platz frei zu machen. So spürte man schon nach Beendigung der Vorspeise ein Atmen an den Nackenhaaren, da sich jemand schon den Platz reservieren wollte. Meine Freunde, die alle im komplett überforderten Organisationsteam waren, hatten keine Zeit um die Zeit mit mir zu verbringen, so machte ich mich selber auf Kontaktsuche. Es fand sich schnell eine Gruppe ca. 30 Jähriger Männer mit denen ich das ein oder andere Pläuschschen hielt. Da erhielt ich gleich die nächste Hochzeitseinladung, da kommen dann aber 2000 Personen. Jedoch war es mir irgendwann nicht mehr angenehm von ca. 400 fremden Augen angestarrt zu werden, womit ich die Hochzeit auch wieder sehr schnell verließ.
Gestern war ich zum ersten Mal in einem Waisenhaus, das von Pondus (sehr guter Freund) Familie geleitet wird. In dem Haus leben 15 Kinder im Alter von 6-10 Jahren, Das Haus wird jedoch nur von der Familie finanziell unterstützt und bietet dementsprechend auch nur das Nötigste. Zwei kleine 4x3m Räume, wobei einer als Küche dient und der andere als Schlafzimmer. Ab jetzt komm ich dann auch jeden Samstagabend mit, um ein bisschen mit den Kindern zu spielen.






Zuletzt noch eine kleine Info. Nächsten Monat verbring ich in der Großstadt Vijayawada, wo ich in einem Priester-Seminar die 15-19 Jährigen Jungen in Englisch und evtl. auch Deutsch unterrichte. Also die Fathers haben bei mir schon nachgefragt, ob ich ihnen dann Deutsch beibringen kann. In der Zeit in Amaravathi hab ich auch schon zwei Studenten kennengelernt die in Vijayawada studieren. Also um genauer zu sein, es sind die älteren Brüder von zwei guten Freunden. Mit den Zweien wirds bestimmt auch lustig. Dazu ist auch eine andere Freiwillige aus Ulm in Vijayawada, mit der ich mich auch treffen werde.

Zum Abschluss noch paar Bilder :))))))))))))))

Jeden Samstag wird hier schön Yoga gemacht


Ich weiß zwar nicht wer er wirklich ist, er bringt mich aber überall kostenlos hin
Wir halt
Rexys Welpen sind einfach zu süß

Montag, 26. September 2016

Erste Probleme und erstes Bier

Ein weiser Poet sagte mal:
Weißt du was? Übers Wissen:
Bitte schweig, bitte schweig
Schweigen hilft, schweigst du nicht
wirst du sehen was es bringt: genau nix!
                                         
                                             Kristallo Ronaldo

Da ich ja an einer Einzelstelle bin, hab ich leider keinen Partner mit dem über das ein oder andere quaseln könnte, deshalb bin ich, mit diesem Zitat im Hinterkopf, ein bisschen unter die Leute gegangen, einerseits um den Bekanntenkreis auszubauen und natürlich auch um einiges zu erfahren bzw. zu erzählen. 
Im Prinzip ist jetzt seit letztem Blogeintrag nichts weltbewegendes passiert, das liegt vor allem an der jetzigen Lage. Doch vorerst: An die Leute die es noch nicht wissen, ich unterrichte nicht mehr die erste Klasse, sondern jetzt die 4a und b, 5b, 2,b und die beiden 6ten Klassen nur im Fach Games. Heißt bei gutem Wetter draußen Spiele organisieren, bei Schlechtem in der Bibliothek Schach spielen oder Bücher lesen. Nun haben die Schüler zurzeit aber die vierteljährlichen Examen=Urlaub für mich. Urlaub? JA ICH HABE URLAUB, YIPPIE! Mit dem Wort Urlaub assoziiere ich aber nichts Positives, meine sehr geehrten Blog-Leser. Die  "kleinen" Schüler sind bis 16.30 Uhr in der Schule und um 18 Uhr gehts dann in die Abendnachhilfe, die "großen" College-Boys bis 18.00 Uhr. Dies bedeutet wiederum keine "Spielkameraden" für mich und ich muss mich selber beschäftigen. Aber warte mal, man hat ja noch den Samstag und Sonntag. Fehlanzeige Freunde, Samstag ist auch Schule und Sonntag auch, jedoch nur für die College-Schüler für die nächsten paar Wochen (letzten Monat hatten sie wegen verschiedenen religiösen Festen inoffiziell die ersten 15 Tage im letzten Monat frei, wobei der Stoff natürlich auch irgendwie nachgeholt werden muss). Würde man in Deutschland samstags Schule einführen, würden wahrscheinlich Schüler und Lehrer sofort eine Revolte starten. Ganz zu schweigen vom Sonntag.

 In meinem ersten Monat hatte ich schon zwei Wochen Urlaub, also  zwei Wochen sozusagen Selbstbeschäftigung. Langeweile macht ja gewiss kreativ und sofort schritt ich zur Tat, mehr Fitnesstraining, mehr Ukulele (ja ich kann schon "Somewhere over the rainbow", "das Lagerfeuerlied-Lied" und den "Fun-Song"spielen) , mehr Telugu lernen, mehr lesen und mehr Game of Thrones gucken (An dieser Stelle Grüße ich den Tobias, der mir diese Serie mit all seinen Kräften näher gebracht hat). Schnell verspürte ich aber das Bedürfnis auf zwischenmenschlichen Kontakt und so endete ich als Schüler, der wieder die Schulbank drückt. Ja richtig gehört, ich gehe wieder zur Schule (zum College). Und um ehrlich zu sein ist es gerade meine beste und lustigste Freizeitbeschäftigung. Meine ehemaligen Mitschüler wissen ja wie ich mich im Unterricht verhalten hab. Immer abgelenkt und im Gespräch mit dem Nachbar verwickelt. Hier muss ich mich ja allerdings schon zusammenreißen, jedoch findet sich dafür natürlich auch oft genug Zeit, wenn der Lehrer kurz abgelenkt ist. Ich bin jetzt aber auch nicht zu 100% Schüler, da ich zu den College-Lehrern, also zu den 3 die gutes Englisch beherrschen, ein sehr freundschaftliches Verhältnis pflege. Finden sich einige Minuten zwischen den Stunden gehen wir kurz ins Zentrum auf einen Caffee. Mit den College-Schülern verstehe ich mich natürlich nun auch viel viel besser. 

Eine andere Seite meiner Persönlichkeit ist das übersteigerte Bedürfnis der Aktivität, kurz gefasst: Ich muss ständig neue Orte erkunden bzw. muss ständig unterwegs sein und kann nicht zulange an einem Ort stehen. Hier kommen wir zum nächsten Problem. Die Hostel-Schüler dürfen nur für die Schule das Gelände verlassen, also fallen sie schon mal weg. Die College-Schüler haben wie gesagt ununterbrochen Schule und fallen für die nächsten Wochen auch als potentielle Ausgehpartner weg, gestern hatten sie z.B aus unerklärlichen Gründen keine Schule, zum Großteil haben sie aber auch wenig Zeit, Lehrer mit eingeschlossen. Dazu kommt, dass wenn sie Freizeit haben, sich nur im Dorf bewegen dürfen und schon beim Versuch in die nächste Stadt zu gehen eine ordentliche Strafe holen würden.  Dann bleiben nur noch die Fathers. Mit ihnen ist das allerdings so ne Sache. Ich weiß, dass ich es nicht von ihnen erwarten kann, mit mir Zeit außerhalb des Geländes Zeit zu verbringen bzw. mich mit der Gegend vertraut zu machen, allerdings hab ich es schon ihnen oftmals versucht zu signalisieren. Denken Sie jetzt nicht , dass wir ein schlechtes Verhältnis haben, sie sind einfach entweder übermäßig beschäftigt oder einfach etwas ausgeh-faul. Deshalb muss ich derzeit dieses Bedürfnis mühsam unterdrücken, was mir ganz schön schwer fällt. Da kriegt man auch gerne mal Heimweh, an das Deutschland in dem ich mich überallhin egal wann bewegen konnte. Die Fathers legen einen großen Wert auf meine Sicherheit, weshalb ich nicht das Gelände alleine verlassen kann und wenn dann nur wenn ich ihnen Bescheid gebe und auch nur mit Leuten denen sie vertrauen. Es fällt mir auch schwer mich daran anzupassen, da ich gerne mal die ein oder andere Regel ignoriere und die Sicherheit ausblende um das zu tun worauf ich grad Bock hab. Sicher haben das auch einige von Ihnen gemacht, meine sehr geehrten Blog-Leser, ich will allerdings nicht das Vertrauen der Fathers aufs Spiel setzen. So wird mir eben diese "egoistische Seite" vielleicht ausgetrieben, weshalb ich dem auch positiv gegenüberstehe. Man muss ja immer das beste darin sehen ;)

So jetzt ist die Rumheulerei auch vorbei, ich wollte eben nicht ein allzu utopisches Bild vermitteln. Jeder hat irgendwie seine Probleme, mal kommen sie früher oder später, treten in verschiedensten Formen auf, im Endeffekt liegt es dann aber beim Autor ob er sie preisgibt oder nicht. Ehrlichkeit wird aber bei mir ganz groß geschrieben, vor allem mit meinen Blog-Lesern.

Arbeit macht aber soweit sehr viel Spaß und die raren Ausgehtage sind auch immer wieder spaßig. Gestern gabs endlich seit einem Monat wieder SUFF! Auf diesen Tag war ich gespannt wie eine verdamte Flitzpiepe, das können Sie mir glauben. Kalian, Harsha, Hadscha (hat sich uns in der Stadt angeschlossen) und ich waren gestern im Open-Air Restaurant und ich hab mir mein lang ersehntes King Fisher Bier gegönnt. Alkohol trinken ist hier aber so ne Sache, es wird sehr ungerne gesehen, da viele denken, dass ein trinkender Mensch die Kontrolle über sein Leben verloren hat. Egal ob ein Bier oder eine Wodka, Alkohol ist Alkohol. Das variiert natürlich von Bundesland zu Bundesland, in Karnataka oder Goa ist es recht locker, in Bihar ist es dann aber ganz verboten. Jugendlicher ist aber auch Jugendlicher, weshalb sie natürlich auch eine Lust verspürten mit mir eins zu trinken.
Kalian wüsste nicht was er als Bestrafung bekommen würde, wenn es seine Eltern herausfinden würden, er sagt aber, dass Harshas Bestrafung da noch recht harmlos ist. Harsha dürfte sich erstmals nicht mehr zu Hause blicken lassen und Hadscha würde bisschen Schläge bekommen. Er sagte mir aber auch zwinkernd, dass er das manchmal auch riskiert. Zum Beispiel nächsten Sonntag nach dem Sports-Day im College, also ist das nächste Bier schon sicher :D Apropos Sports-Day, der sollte letztes Wochenende stattfinden, das Wetter spielt zurzeit aber nicht ganz mit, es regnet jeden Tag und der Boden ist meist sehr schlammig. Nächsten Sonntag werden sich dann die verschiedenen Kurse in Volleyball, Cricket, Kabadi, Kugelstoßen, Speerwurf, Schach, Speerwurf, 100m Sprint und Staffellauf messen. Meine Wenigkeit ist natürlich auch mit von der Party, im kleinsten 10-Leute Kurs. Erstaunlicherweise stehen meine Chancen im 100m Sprint (trotz ehemaliger Raucherlunge) und Kugelstoßen sehr gut unter die besten 5 zu kommen. Hat sich das Fitnesstraining auch mal bezahlt gemacht LOL.





Und an die Leute die mich immer fragen ob ich kb mehr auf Reis hab. Ja auf den ersten Blick, ess ich immer das Gleiche. Trotzdem schmeckt es einfach himmlisch gut. Ich hab mich aber auch schon paar Mal als Koch versucht und Geschnetzeltes oder Kartoffelpuffer mit Lammragout gekocht. Die Fathers würden mich am liebsten jeden Sonntag kochen lassen, mir würden dann aber recht schnell die Ideen ausgehen, da hier viele essenzielle Zutaten (für deutsches Essen) nicht erhältlich sind, dafür gibt es aber sehr viele fremde indische Spezialitäten, die ich noch nicht zu verarbeiten weiß. Indischer  bzw. deutscher Kochunterricht mit Hausdame Kumari beginnt aber auch  bald ;)


Eine lustige Story hätte ich noch: Mein Arbeitskollege Ramesh kam mal auf mich zu und meinte, dass ich ein Bild von ihm machen soll und dann mit meinem Hi-Tech Handy seine Hautfarbe weiß färben soll. Zuerst fragte ich ihn lachend warum ich das machen soll. Die Antwort: "For the Ladies my friend, white is more good" Ich erklärte ihm, dass leider so eine App noch nicht erfunden wurde, aber ich es mal am PC versuchen könnte. Hier mal das Ergebnis:












Unbearbeitet                                                         Bearbeitet ( sieht schon voll echt aus odr?)



Ich hoffe Sie können mir verzeihen, dass ich mich unregelmäßig melden werde, ich kann einfach keine kurzen Blogeinträge schreiben, weshalb es immer viel Zeit in Anspruch nimmt. Man muss einfach die Lust finden, sich für zwei und halb Stunden vor den Bildschirm zu hocken und nur zu tippen. Mit diesen Worten verabschiede ich mich wieder fürs erste. Falls einer von Ihnen mal seine stille Phase haben sollte, erinnern Sie sich einfach an die Worte von Herrn Ronaldo-Schweigen hilft nix!